Gedicht, zur Eröffnung der Bahn, geschrieben
von einem unbekannten Verfasser – nur das Kürzel AM ist überliefert – am 13. April 1912. Die Orthografie entspricht
der des Originals.
Die neue Bahn
Neuhaus, so schön gelegen
in Wäldern; ein Idyll:
Es wär doch ewig schade
ständ hier der Zeitgeist still.
Man müßte etwas schaffen
Das Neuhaus wachsen läßt –
v. Oertzen sprachs vor Jahren
Zu unser aller Best.
Der alte Bürgermeister
Hat auch schon einen Plan,
Da wir so abgelegen
Wär wünschenswert die Bahn.
Gar vieles ward beraten
Gesonnen her und hin,
Doch den Plan hielt man feste
Die Bahn nach Brahlstorf hin.
Nur wie? Das war die Sache
Die vielen schwierig schien,
Bis einige sich dachten
Über Sückau und Rosien.
Jawohl! Da gabs Gezeter
Manch einer schrie: „O, weh“ –
Dann wird zunicht gefahren
Viel Vieh auf der Chaussee.
Ein Herr aus Neuhaus war es
Der zeichnete nun fein, -
Die jetzige Bahnlinie
In-Generalstabskarte ein!
V. Carnapp voll Interesse
Für diesen schönen Plan,
Setzt gleich für eig`ne Rechnung
Die Vorarbeiten ein.
Der Landrat und Herr Zufall
Die rechneten gleich fein,
Daß bei dem Bahn-Exzempel,
Könnt noch was über sein.
Nun atmeten wir freier
Die Sache kam in Schwung,
Auch die Behörden gaben
Uns die Genehmigung.
Doch ach! – Nichts ist vollkommen
Ein Umstand war dabei –
Es fehlten zu dem Bahnbau
Der Kilometer drei.
Die wollten wir uns kaufen
Von unserm Nachbarland,
und hatten drob die Bitte
an Mecklenburg gesandt.
Doch so schnell ging`s nicht weiter
Kam die Sache durch,
Entschieden war dagegen
Amtmann von Boizenburg.
Dadurch kam das Verzögern
Zwei Jahre zog`s sich hin,
Bis endlich war genehmigt
Die Bahn nach unserm Sinn.
Und nun – in dunklen Tannen
Und grünen Wiesenhang,
Da legen fleiß`ge Hände
Im Jahr den Schienenstrang.
Und feste Brücken ragen
Von kund`ger Hand gebaut,
Wo sonst man sumpf`ge Wiesen
und Ackerland geschaut.
Das Ganze zeugt von Arbeit
Von Müh und Sorgen viel,
Vier Bahngebäude prangen
Im alten Heimatstiel.
Habt Dank – ihr fleißgen Hände
zur Arbeit sich gestellt, -
Und ganz besonders danken
Wir Leiter Wüstenfeld.
Nun aber ist vollendet
Mit Jubel klingt`s „Hurrah“ –
Was jahrelang wir hofften
Steht heute fertig da.
Das Dampfroß fährt geschwinde
Und Has` und Reh lugt ran,
Sie schauen sich verwundert
Die schnelle Fahrt mit an.
Mögst du zum Segen werden
Du heiß ersehnte Bahn,
Und Heil und Nutzen bringen
in Zukunft Jedermann.
Gott mög das Ganze schützen
Der aller Kraft gesandt,
Das Schwere zu vollenden
Mit seiner Vaterhand.
AM
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